Mit einem Hektar Land als Kleingärtner die Welt zu retten scheint für manch ökologisch Motivierte eine verheißende Nachricht. In einer Romanreihe des russischen Autors Wladimir Megre wird genau diese romantisch verklärte Vorstellung propagiert. Megre erzählt von seiner Begegnung mit einer im Wald lebenden Frau. Die blonde, blauäugige Anastasia kann mit Tieren reden und mit Hilfe ihres „Strahls“ telepathische Kräfte einsetzen, um anderen Menschen Gartentipps für ihre Zucchinis zukommen zu lassen. Sie zeigt dem von der modernen Gesellschaft frustrierten Protagonisten, die vermeintlichen Probleme der Menschheit und was diese zum glücklich sein ändern müsse.
Doch bei den Anastasia Büchern handelt es sich nicht um ein Märchen mit Happy End im Paradies, vielmehr entpuppen sie sich schnell als Gruselgeschichte mit einer gehörigen Ladung wahnhaftem Antisemitismus, Verschwörungsdenken und rassistisch-völkischen Weltbild. Egal ob Geschlechterrollen, Familienbild oder Kindererziehung – in Anastasias Welt ist alles einer vermeintlichen „Natürlichkeit“ untergeordnet, welcher sich das Individuum zu unterwerfen hat.
Diese inhaltliche Anschlussfähigkeit an ökologische, esoterische sowie extrem rechte Weltbilder lässt sich auch praktisch seit einigen Jahren beobachten. Anastasia AnhängerInnen werden wegen ihrer Fähigkeiten im Bereich „Naturbauten“ und biologischer Landwirtschaft als ReferentInnen und ExpertInnen beispielsweise in Permakulturkreise eingeladen, Lager des Sturmvogel, dessen Ursprünge in der verbotenen rechtsextremen Wiking Jugend liegen, finden auf Familienlandsitzsiedlungen statt.
In dem Vortrag werden Ideologie und Weltbild, sowie AkteurInnen der Szene, Strukturen und Verknüpfungen der rechtsesoterischen Strömung, die unter „Anastasia-Bewegung“ und „Familienlandsitz-Bewegung“ bereits einige Aufmerksamkeit in der Presse und Rechtsextremismusforschung auf sich gezogen hat, beleuchtet und dekonstruiert.