„Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt.“ Die gilt auch in Kurdistan, in der Region der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien.
Wir als JugendWohnProjekt (JWP) MittenDrin e.V. verurteilen die gezielten Angriffe der Türkei auf die Friedenswache am Tişrîn-Staudamm aufs Schärfste. Denn diese Angriffe sind nicht nur ein Angriff auf die kurdische Selbstverwaltung, sondern auf alle die sich als Teil einer Bewegung sehen welche für eine gerechtere Welt kämpft. Dieser erneute Akt der Aggression reiht sich ein in eine lange Geschichte völkerrechtswidriger Angriffe Ankaras, die darauf abzielen, die emanzipatorischen Errungenschaften der demokratischen Selbstverwaltung in Nord – und Ostsyrien zu zerstören und demokratische Prozesse im nahen/mittleren Osten zu verhindern.

So gab es zuletzt immer wieder Gefechte am Rand der Region und türkische Drohnen Angriffe auf die Selbstverwaltung. Seit dem 10. Dezember 2024 ist der Tişrîn Staudamm – ein essenzieller Teil der Strom- und Wasserversorgung von Minbic und Kobanê – unter Beschuss durch den Türkischen Staat und der Türkei nahen Söldnertruppe der „Syrische Nationalarmee“ (SNA). In unbeschädigtem Zustand, und ohne die von der Türkei verursachte Wasserblockade, könnte der Staudamm die gesamte Region mit Strom versorgen. Der Tişrîn Staudamm droht aufgrund der immer wieder kehrenden türkischen Angriffe zu brechen. „Wenn dies passiert, droht eine humanitäre und ökologische Katastrophe in der Region. “ so ‚Women defend Rojava‘ in ihrem Urgent call for action¹.
Die Bevölkerung der Region hat sich vor nun mehreren Wochen zusammen getan und eine zivile Friedenswache am Tişrîn Staudamm ins Leben gerufen, um ihn und das was er für die Region bedeutet zu schützen.
Bei den türkischen Drohnen Angriffen auf den Tişrîn Staudamm wird gezielt, auf die friedliche Mahnwache, die dort für den Schutz des Staudamms errichtet wurde, geschossen. Hierbei setzt die Türkei oft auf die sogenannte „Double-Tap“ Taktik: Dabei trifft ein zweiter Angriff mit zeitlicher Verzögerung gezielt Ersthelfer*innen und Journalist*innen. Dies ist nichts weniger als ein gezielter Verstoß gegen das Völkerrecht und die UN-Charta und der Versuch Solidarität vor Ort zu zerstören und kritische Berichterstattung zu unterdrücken.
„Wenn der Staudamm bricht, hat es katastrophale Folgen für die ganze Region.“ betont Jan Henning, Pressesprecher vom JWP MittenDrin e.V.. Der Bruch des Staudamms hätte nicht nur verehrende Folgen auf die Versorgung vor Ort, sondern spielt auch im Verlauf möglicher weiterer Auseinandersetzungen zwischen der SNA und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) eine bedeutende Rolle, eine Einnahme dessen könnte den Weg frei machen für eine Invasion der symbolträchtigen Grenzstadt Kobanê.
Seit dem Beginn der Angriffe auf die Friedenswache zum Schutz des Tişrîn Staudamm sind 24 Menschen getötet worden und mehr als 200 Menschen teils schwer verletzt (Stand: 01.02.2025).
Bei einem dieser Angriffe ist auch unser Freund Jakob Rihn verletzt worden.² „Wir sind von Wut und Trauer erfüllt und mit unseren Gedanken bei ihm, den anderen Verletzen und deren Angehörigen.“ meint Tamara Lux, Pressesprecherin vom JWP MittenDrin e.V..
Als JWP MittenDrin e.V., unterstützen wir den kurdischen Befreiungskampf, weil er für viele unserer Werte steht: Basisdemokratie, Gleichberechtigung, Antikapitalismus und die radikale Ablehnung von Hierarchien und patriarchalen Strukturen. Wir fordern einen sofortigen Stopp aller Waffenlieferungen an die Türkei und eine Flugverbostzone über Nord und Ostsyrien, denn die Angriffe auf den Tişrîn Staudamm und die Friedenswache verstoßen gegen internationales Recht und stellen eine Menschenrechtsverletzung dar.
Es braucht, weltweit, ernsthafte Bemühungen für Frieden, humanitäre Hilfe und das Bestreben für eine bessere, friedliche Welt zu kämpfen. Hierbei dürfen die Interessen der Führungseliten und Reichen nicht an oberster Stelle stehen. Sondern die Menschen, auf deren Schultern all diese grässlichen Kriege ausgetragen werden. Das rätebasierte Modell der Selbstverwaltung in Rojava zeigt, dass eine andere Welt möglich ist, in der basisdemokratische Prozesse geführt werden, Frauen eine zentrale Rolle spielen und der Schutz der Umwelt essenzieller Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens ist. Es braucht eine Stärkung solidarischer Initiativen und vor allem ein Stopp des internationalen Wettrüstens. Durch die Zusammenarbeit der Bundesrepublik mit dem Erdogan-Regime macht sie sich mitschuldig an diesem Krieg.
Wir sehen es als unsere Verantwortung, uns solidarisch mit den Menschen in Nord – und Ostsyrien zu zeigen. Ihre Kämpfe sind auch unsere Kämpfe. Wir rufen alle linken, progressiven und emanzipatorischen Bewegungen dazu auf, die Angriffe nicht schweigend hinzunehmen. Solidarisiert euch. Organisiert Protest. Macht Druck auf politische Entscheidungsträger*innen!
Unsere Utopien enden nicht an den Grenzen Europas. Eine befreite Gesellschaft fängt damit an, sich internationalistisch mit jenen zu verbünden, die für eine gerechte Welt kämpfen!
FÜR EUREN KRIEG STERBEN WIR NICHT
HER BiJI ROJAVA/KURDISTAN(E)
LANG LEBE ROJAVA/KURDISTAN
NIE WIEDER KRIEG
¹ Women defend Rojava urgent call for action: https://womendefendrojava.net/de/2025/02/02/urgent-action-stoppt-das-bomben-auf-die-zivile-mahnwache-am-tisrin-staudamm-in-rojava-syrien/
² Spendenaufruf: Gemeinsam für die Leidtragenden der fortwährenden Angriffe auf die Friedenswache beim Tişrîn-Staudamm: https://jwp-mittendrin.de/spendenaufruf-gemeinsam-fuer-die-leidtragenden-des-anschlags-am-18-01-2025-auf-die-tisrin-talsperre-bei-minbic-und-die-reperatur-des-tisrin-staudamms/
Türkische Kriegsverbrechen: Volksrat fordert internationales Eingreifen: https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/-45183
Tişrîn Aktuell (05.02.2025) https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/der-widerstand-in-tisrin-wachst-45211