es ist mir eine Freude, Ihnen heute einen Brief zu schreiben – ganz ohne Zaun drumherum. Apropos Zäune: Sie haben sich ja in der Stadtverordnetenversammlung mit Nachdruck für klare Verhältnisse am Emil-Wendland-Platz eingesetzt. Ein ehrenwertes Anliegen! Aber nun stellt sich mir die Frage: Warum zeigt sich Ihr Engagement nicht auch in der direkten Nachbarschaft? Denn, wie wir alle wissen, beginnen Demokratie, Dialog und ein gutes Miteinander nicht erst in der Verwaltung, sondern gleich nebenan.
Nun sind Sie ja laut Ihrer eigenen Darstellung nicht nur Fachmann für Zahlen, sondern auch ein Macher, der keine halben Sachen duldet. Nun denn, warum dann eine halbe Geschichte über unseren Zaun? Wir im JugendWohnProjekt MittenDrin hätten Ihnen gerne bei einer Tasse Tee persönlich erklärt, warum unser Zaun da ist und warum wir handeln mussten. Doch leider haben Sie – trotz Ihres entschlossenen Einsatzes für Ordnung und Gerechtigkeit – nicht einmal den Weg zu uns gesucht. Das ist bedauerlich. Aber seien Sie versichert: Wir hätten auch für Sie eine Tasse Tee – im Gegensatz zu so manchem politischen Gesprächsklima.
Falls es Ihnen entgangen sein sollte: Die Vermessung unseres Grundstücks fand am 26.02.2025 statt. Entsprechend rechnen wir mit der Umsetzung einer endgültigen Einfriedung ab Mai oder Juni. Bis Ende April werden wir dazu entsprechende Skizzen und Beschreibungen vorlegen. Wir agieren also weder im Geheimen noch ohne Plan – all das hätten Sie bei einem Gespräch erfahren können.
Was für eine Gesellschaft stellen Sie sich eigentlich vor, Herr Kamrath? Eine, in der Menschen miteinander reden, bevor sie sich empören? Eine, in der Nachbarn sich als solche begegnen, statt als Kontrahenten in Verwaltungsakten? Oder doch eher eine Welt, in der Stadtverordnete schneller Anfragen schreiben als Gespräche führen? Falls Letzteres Ihr Ideal ist, dann sollten wir vielleicht überlegen, die Kommunikationswege in Neuruppin ganz auf Schriftform umzustellen. Brieftauben? Telegramme? Oder einfach ein guter alter Aushang am Schwarzen Brett?
Doch bevor wir uns zu sehr in Alternativen verlieren: Wir sind da, wir bleiben gesprächsbereit, und ja – wir würden uns freuen, wenn Sie den Schritt über die Schwelle wagen. Allerdings brauchen Sie nicht umsonst vorbeizukommen – wenn Sie mögen, melden Sie sich einfach vorher unter [xax]. Ich nehme mir gerne Zeit für Sie, Ihre Bedenken, Wünsche und Anregungen. Und dann trinken wir eine Tasse Tee – ohne Bauantrag, ohne Verzäunung, aber mit der guten alten Kunst des Dialogs.
Mit besten Grüßen und einer Einladung auf einen Tee
Markus Günther
ehrenamtlicher Geschäftsführer
JugendWohnProjekt MittenDrin e.V.