Erinnern, handeln, verändern – Gemeinsam gegen rechte Ideologie und soziale Kälte
Neuruppin, 01.07.2025
Am 1. Juli 1992 wurde Emil Wendland von einer Gruppe Neonazis im Neuruppiner Rosengarten brutal ermordet – weil er wohnungslos war, weil er nicht ins Weltbild der Täter passte. Auch 33 Jahre später ist dieser Mord Mahnung und Auftrag zugleich: Für eine Gesellschaft, die Ausgrenzung, Entwertung und rechte Gewalt nicht hinnimmt.
Das JugendWohnProjekt MittenDrin e.V. hat das Gedenken an Emil Wendland ins Leben gerufen – nicht als Ritual, sondern als bewussten politischen Akt. Auch heute und in Zukunft beteiligen wir uns daran aus Überzeugung, nicht aus Pflichtgefühl. Denn Erinnerung ist für uns Teil aktiver politischer Praxis – konkret, lokal und notwendig.

„Wenn wir Emil Wendland gedenken, dann erinnern wir nicht nur an eine konkrete Tat, sondern benennen die Ideologien, die ihr zugrunde lagen – und die bis heute fortwirken“, so Tamara Lux Sprecherin des JWP MittenDrins. „Sozialdarwinismus, Rassismus und die Entmenschlichung der Schwächsten in unserer Gesellschaft sind keine Randphänomene. Sie reichen tief bis in die gesellschaftliche Mitte – und sie töten.“

Das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in diesem Jahr Emil Wendland namentlich würdigt, ist ein wichtiges Signal. Auch wenn dies nicht im Rahmen der offiziellen Gedenkveranstaltung geschieht, zeigt es: Die Geschichte rechter Gewalt in Deutschland darf nicht länger verdrängt werden. „Solche Gesten dürfen aber nicht zur Pflichtübung verkommen. Sie müssen verbunden sein mit echter Unterstützung für antifaschistische Arbeit, politischer Bildung und solidarisches Engagement – gerade in Zeiten, in denen rechte Ideologien wieder gesellschaftsfähig werden“, so Jan Henning, ebenfalls Sprecher des JWP MittenDrins .
Das JugendWohnProjekt MittenDrin steht für eine Gesellschaft jenseits von Ausgrenzung, Konkurrenz und Hierarchie. Für uns ist klar: Erinnern heißt handeln. Es braucht konkrete Strukturen, die Menschen schützen – nicht nur vor rechter Gewalt, sondern auch vor sozialer Kälte, vor Obdachlosigkeit, vor dem Verlust von Würde.
Wir fordern:
- die Förderung einer aktiven, gelebten Erinnerungskultur,
- die Unterstützung basisdemokratischer, antifaschistischer Initiativen,
- den Schutz besonders verletzlicher Gruppen – nicht nur in Ballungszentren, sondern auch in ländlichen Räumen,
- politische Bildung, die Diskriminierung benennt und überwinden hilft.
Denn Gedenken ist nur dann wirksam, wenn es auch die Gegenwart verändert.
Nie wieder darf keine Floskel sein.
Es muss unser aller Verantwortung bleiben.
JugendWohnProjekt MittenDrin e.V.
Solidarisch. Antifaschistisch. Selbstverwaltet.