Abgedruckt in der Märkischen Oderzeitung:
Neuruppin (MZV) – Das Papier, auf dem die Schreckensmeldung vom 2. Juli 1992 im Ruppiner Anzeiger (RA) gedruckt steht, ist bereits gelblich. Ein Zeichen des Verfalls.
Darum, dass aber nicht vergessen wird, was am Tag zuvor im Rosengarten in Neuruppins Innenstadt passiert ist, geht es dem „Mittendrin“. Das Jugendwohnprojekt will an die brutale Tat erinnern, bei der vor 20 Jahren der 50-jährige Obdachlose Emil Wendland von jungen Neonazis überfallen und ermordet wurde.
Oliver vom „Mittendrin“ hat dazu in alten Ausgaben des RA von 1992 gesucht. „Wir wollen den Fall recherchieren“, sagt er. „Dazu sammeln wir Zeitungsartikel, die vor 20 Jahren erschienen sind.“ Jeden, den er findet, hält er mit der Kamera fest. „Wir wollen einen Mobilisierungsfilm drehen“, sagt er. Nicht länger als sechs Minuten soll er sein. Darin sollen auch Zeitzeugen zu Wort kommen, „erste Interviews sind bereits geplant.“
„Mann erstochen aufgefunden“, so ist die Meldung überschrieben, die am Tag nach der Tat im RA stand. „Dass es Nazis waren, liest man einige Tage später“, hat Oliver recherchiert. Was der 23-Jährige nicht gefunden hat, ist eine Todesanzeige. „Es gab wohl keine“, vermutet er.
Für den 1. Juli plant das „Mittendrin“ eine Gedenkveranstaltung für Emil Wendtland. Sie wird am OdF-Denkmal im Rosengarten stattfinden. Am 7. Juli gibt es eine Demonstration.
Aber die Bewohner des linken Wohnprojektes gehen noch weiter: Eine Straße soll nach dem Opfer benannt werden. Für verzichtbar hält das „Mittendrin“ zum Beispiel die Präsidenten-, Post- und Klosterstraße. Die Fraktion der Linken hat nach Olivers Angaben schon ihre Bereitschaft signalisiert, einen solchen Antrag zu unterstützen. Mit SPD, Grünen und CDU sind Gespräche geplant.